Ich zähle sie schon, die Tage bis zu deinem ersten Kindergartentag. Viele sind es nicht mehr. Einerseits freue ich mich darauf endlich wieder einmal in Ruhe arbeiten zu können. Ich freue mich darauf meinen Ideen und Gedanken länger als bis zum nächsten „Mama“ nachhängen zu dürfen und ich kann es kaum erwarten meinen morgendlichen Kaffee bald wieder heiß trinken zu können.
Und trotzdem wird mir beim Gedanken dich gehen zu lassen mulmig. Du kannst ja noch kaum alleine gehen, bist doch gerade erst aus mir herausgeschlüpft.

Der Tag an dem du zum ersten Mal den Kindergarten betrittst, deine Schuhe ausziehst und spielen gehst kommt immer näher. Von diesem Tag an wirst du so viele andere große und kleine Menschen kennen lernen, wirst ganz spannende und wunderbare Momente erleben, aber dich auch in Situationen wiederfinden die dich überfordern. Und ich werde nicht da sein. Ich werde nicht bei dir sein um mich mit dir zu freuen, um dich zu trösten und in den Arm zu nehmen. Ich werde nicht dabei sein, wenn dich ein anderes Kind wegschubst, dich anschreit oder mit dir lauthals lacht. Wenn ich darüber nachdenke, kommt mir sofort in den Sinn, dass es einfach zu früh ist, dich gehen zu lassen.

Bisher haben wir jeden Tag deines Lebens zum Großteil zu zweit oder zu dritt, gemeinsam mit deinem Papa, verbracht. Ich erwarte dich wenn du in der Früh aufwachst, die Haare zerzaust und die Wangen gerötet. Wir frühstücken stundenlang gemeinsam, teilen uns ein Spiegelei und plaudern darüber was der Tag wohl für uns bereit hält, nachdem wir lauthals meine „Barbabapa-Kaffeetasse“ besungen haben. Wenn du müde bist, kommst du zu mir. Wenn du dir weh tust, rufst du nach mir. Wenn du Schmerzen hast, sind es dein Papa und ich die du am dringendsten brauchst.

An dem Tag an dem du zum ersten Mal in den Kindergarten gehst, endet unsere „We-Time“ um Platz für unser beider „Me-Time“ zu machen. Ich weiß, in Wahrheit ist sie schon lange vorüber, die Zeit in der du mein kleines Baby warst. Das ist auch gut so, du wirst größer, selbstständiger und noch fabelhafter und ich kann wieder mehr auf mich achten. Doch gleichzeitig habe ich den Wunsch sie wird nie enden, die Zeit in der du mich so sehr brauchst.
Seit du 4 Monate alt bist, bin ich immer wieder mal auch alleine unterwegs gewesen, bin sehr bald wieder in meinen Job eingestiegen…immer wenn du schläfst und vor Kurzem hast du zum ersten Mal bei deiner Oma geschlafen. Du bist wirklich schon ein großes Mädchen. Und trotzdem fühlt sich der Schritt in Richtung Kindergartenalltag nach einem besonders gewaltigen an. Denn gefühlt gibt es dann kein Zurück mehr für uns. Deine Babyzeit ist dann offiziell zu Ende.

Meine Gedanken drehen sich, wenn ich mir vorstelle wie du im Kindergarten bei der Jause sitzt, dich deine Kindergärtnerin wickelt und du gemeinsam mit vierzehn anderen Kindern darauf wartest, dass dir endlich jemand die Schuhe anzieht, damit du auch in den Garten mitgehen kannst. Ich kenne den Alltag im Kindergarten nur zu gut, bin ich ja selbst vor ein paar Jahren noch, als Kindergärtnerin, täglich hin gegangen. Ich verbinde so viele schöne Erinnerungen mit der Arbeit im Kindergarten. Doch hat sie mich auch gelehrt wie schwer es einzelnen Kindern an manchen Tagen ergehen kann.

Dann schaue ich dich an und ich weiß, du machst das mit Links. Ich bin es, die kämpfen wird. Mit deinen 16 Monaten weißt und sagst du schon ganz genau was du möchtest. Du liebst es selbst mit Gabel und Löffel zu essen. Deine Jause nimmst du seit Kurzem nur noch bei deinem kleinen Sesselchen und Kindertisch ein. Du schwimmst wie ein Fisch, brauchst die Hilfe deiner Eltern im Wasser überhaupt nicht mehr dabei. Und wenn du mit deiner großen Cousine im Garten spielst, habt ihr so viel Spaß gemeinsam, dass du dabei ganz vergisst nach mir zu suchen.

Ich weiß, du machst das mit Links …ich bin es, die jetzt schon kämpft…