Was die meisten Mütter einem vor der Geburt des ersten Kindes verschweigen ist, dass Babys nur eines brauchen: Nähe.

Neun Monate lang sind wir bemüht den Weg ins Leben für unser Baby bestmöglich zu ebnen. Wir lesen Bücher, durchforsten das Internet und besuchen Baby-Fachmärkte.
Ein entzückendes Erstlings-Outfit, ein chicer Kinderwagen, ausreichend Stofftiere, Schnuller und Co. Alles steht bereit für die Ankunft des neuen Erdenbürgers.
Erkennst du dich in diesen Zeilen wieder? Dann lass mir dir sagen, dass ich es großartig finde, wie sehr du darum bemüht bist alles liebevoll für die Ankunft eures Babys vorzubereiten. Doch wenn ich dir einen gutgemeinten Rat geben darf, bitte glaube mir, wenn ich dir sage, dass all das für ein Baby nicht so wichtig ist wie es dir im Moment erscheint. Es wird aus dir hinaus purzeln und dir zeigen was es viel dringender braucht… nämlich Nähe, Körperkontakt und noch mehr Nähe.

Was wirklich wichtig ist

Das bedeutet nicht, dass all deine Mühe umsonst war. Eine gute Vorbereitung ist so wichtig um sich auf den neuen Lebensabschnitt einzustimmen und für alle Eventualitäten gewappnet zu sein, davon bin ich noch immer überzeugt. Was ich dir aber sehr gerne mit auf deinen Weg in euer neues Familienleben mitgeben möchte, ist die Idee, dich auch abseits von Kinderwagen, Schnuller und Co auf dein neues Leben als Mama einzustimmen… insbesondere darauf, dass die Kuschel- und Tragezeit nach dem ersten halben Jahr in der Regel noch lange nicht vorüber ist.

Die meisten Produkte die wir im Fachhandel erhalten, zielen darauf ab, das hohe Bedürfnis unserer Babys nach Geborgenheit und Nähe zu stillen, bzw. zu ersetzen. Ein Stofftier, eine Wiege, ein Schnuller, Fläschchen, Wippe und Co, all das dient dazu diesen kleinen unersättlichen Wesen ein gewisses Gefühl von Mama oder Papa zu vermitteln um gleichnamige wenigstens für ein paar Minuten zu entlasten.
Klar, auch beim Bedürfnis nach Zuneigung, dem Gefühl gehalten zu werden oder dem Wunsch an Mamas Busen zu saugen unterscheiden sich Kinder von Geburt an oftmals sehr stark. Doch ich traue mich zu behaupten, jedes Baby würde ohne zu zögern Mamas Nähe allem anderen vorziehen, das betrifft zumeist auch Papas Nähe.
Das Gefühl sanft geschaukelt, gemütlich eingebettet und wohlig warm behütet zu sein, ist tief in unseren Babys verankert. Sie kennen es aus der Zeit der Schwangerschaft. Dieses ihnen vertraute Gefühl fordern sie auch nach der Geburt meist mit Nachdruck ein. Es gibt ihnen die Sicherheit, Ruhe und Zuversicht um selbstbewusst ihrem natürlichen Drang neugierig die Welt zu erkunden, nachzugehen. Doch, wie Karl Heinz Brisch, ein Bindungsforscher, Kinderarzt und Psychotherapeut, stets betont, kommt lange vor der Bildung die Bindung. Was er damit meint? Ein Kind wird sich erst munter und selbstsicher in die große weite Welt wagen, wenn sein Bedürfnis nach sozialer Beziehung und vielmehr noch Sicherheit durch Bindung zu einer ihm vertrauten Person, ausreichend gestillt ist. Dies gilt für das Kleinkindalter ebenso wie für das Volksschul- und Jugendalter. Ein Schulkind lernt erheblich mehr und freiwillig, wenn er den/die Lehrer/Lehrerin mag und sich in dessen/deren Gegenwart wohl fühlt.
Wann immer ein Kind in seinem Sein erschüttert wird, wird es, auch zu einem späteren Zeitpunkt zu seiner sicheren Basis zurückkehren um dort Ruhe, Zuversicht und das vertraute Gefühl von Sicherheit zu tanken. Vorausgesetzt es konnte diesen Weg bereits im Kindesalter erfahren.

Bücher untertreiben

Glaube einer Mama die diesen Artikel mit nur einem Finger zu Papier bringt, weil ihr fast zweijähriges, fieberndes Kind auf ihrer Brust schläft, dass all die schlauen Bücher und Menschen, die dir weiß machen wollen, dass Babys viel getragen und gehalten werden wollen, weit untertreiben. Dein Kind wird zeitweise rund um die Uhr an dir kleben, dein Schatten sein und sich manchmal sogar in deine Haare oder Kleidung krallen, nur, um dir nahe zu sein. Ich möchte dir damit keineswegs Angst machen. Vielmehr möchte ich dir, weil ich das Gefühl habe, dass die wenigsten Mütter wirklich offen und ehrlich darüber sprechen, den liebevollen Rat geben, von Anfang an achtsam mit deinen Ressourcen umzugehen, dir über deine eigenen Grenzen klar zu werden und nicht so streng mit dir selbst zu sein, um für Zeiten die dir alles abverlangen, gewappnet zu sein. Für mich fängt die Überlegung, wie eine bedürfnisorientierte, liebevolle Begleitung eines Kindes gelingen kann, nämlich damit an, zu erkennen was man selbst braucht um überhaupt liebevolle Zuneigung  geben zu können und emotional verfügbar sein zu können.

Ganz ehrlich?

Ich liebe dieses kleine Wesen, das gerade glühend, schnaufend und erschöpft auf mir liegt, abgöttisch. Es ehrt mich auch, dass ich ihr Ruhepol, sicherer Hafen und Zufluchtsort bin.
Doch unser Bedürfnis nach inniger Verbundenheit und Nähe passen nicht immer ganz zusammen…so oder so ähnlich könnte man es formulieren.
Kann sein, dass nur ich es als extrem kräfteraubend empfinde, wenn meine Kleine sich wieder einmal tagelang nicht sattkuscheln kann und unentwegt meine Nähe sucht…ich denke aber eher es geht vielen Mamas ähnlich. Kann sein, dass du diese Erfahrung mit deinem Kind niemals machen wirst, aber falls doch, möchte ich dir hiermit sagen, du bist damit keinesfalls alleine.