Manchmal, wenn der/die KindergärnterIn über dein Kind spricht, hört es sich an als würde sie über ein anderes Kind sprechen. Trotzanfälle, schlechte Laune und Geraunze stehen oftmals nur bei Mama und Papa am Programm. Die Erklärung warum dies der Fall ist, wird die tagtäglichen Herausforderungen im Alltag mit deinem Kind zwar nicht wegzaubern, aber das Wissen über den Hintergrund bestimmter Verhaltensweisen deines Kindes, kann dein Verständnis dafür steigern.

Warum Wut, Tränen und Trotz anfangs vor allem bei Mama und Papa ausbrechen?
Wenn ein Kind von seinen Eltern auch Liebe, Zuneigung und Verständnis erfährt wenn es sich gerade unausstehlich verhält, erfährt es wie es sich anfühlt bedingungslos geliebt zu werden. Diese Erfahrung ist eine wichtige Basis für sein weiteres Leben.
Vor allem zu Beginn einer Eingewöhnung in einer neuen Umgebung, kostet es ein Kind viel Energie die neuen Eindrücke, Bekanntschaften und Erfahrungen zu verarbeiten. Meist fällt, in dem Moment in dem Mama oder Papa zurück kommen die Maske und Tränen der Erleichterung kullern über die Wangen. Diese Tränen müssen nicht zwingend bedeuten, dass sich dein Kind nicht wohl vor Ort fühlt.
Vor allem in Ausnahmesituationen suchen wir, nicht nur unsere Kinder, Vertrautes auf um zur Ruhe zu kommen. Das Gefühl von Sicherheit, Zuversicht und Entspannung, dass die eigenen Eltern einem geben, bringt meist Erleichterung. Alles was sich bis zu diesem Zeitpunkt aufgebaut hat, jeder Streit bei dem Ärger hinuntergeschluckt wurde, jeder Sturz bei dem Schmerzen ausgelöst wurden und jeder Anflug von Müdigkeit, der spürbar wurde, darf dann in den vertrauten Armen von Mama oder Papa raus. Jedes Kind verarbeitet die Erfahrungen des Tages anders. Die Reaktion bei Entspannung in Folge von Stress ist ebenso unterschiedlich wie bei uns Erwachsenen. Wut, Tränen oder Trotz sind meist ein Zeichen von lange aufgestauter Energie, die sich plötzlich entlädt.

Wodurch sich ein Kind auch außerhalb seiner Familie öffnet
Karl Heinz Brisch, ein bekannter Bindungsforscher, sagt „Bindung kommt vor Bildung“. Was er damit meint? Ein Kind im Kindergarten oder in der Schule wird Spielanregungen, Wissensinhalte und Aufgaben die an es gestellt werden erst dann dankbar annehmen, wenn es eine Beziehung, genauer eine sichere Bindung, zu seinen Betreuungspersonen oder zum Lehrpersonal aufgebaut hat. Der Aufbau dieser spezifischen Art von Beziehung braucht in der Regel Zeit und liebevolle Aufmerksamkeit der Erwachsenen. Fehlt, vor allem Letzteres, kann das Lernen für ein Kind erheblich erschwert werden. Bis zu dem Zeitpunkt zu dem die Bindung spürbar für das Kind wird, es Vertrauen zu der Betreuungsperson aufgebaut hat und sich sicher und geborgen in deren Nähe fühlt, kann es sein, dass es seine Gefühle eher zurück hält. Je nach Charakter deines Kindes wird es starke Emotionen früher oder später auch außerhalb eurer vier Wände zeigen. Erst wenn es wirklich im Kindergarten oder später in der Schule angekommen ist, zeigt es in der Regel auch wie es ihm gerade wirklich geht. Echte Freude, ehrliches Leid und auch intensive Wut und Verzweiflung sind meist ein Zeichen dafür, dass ein Kind sich öffnen kann.


Wenn Kinder zu Hause Inkonsequenz, Unruhe, Chaos, Unsicherheit oder Ambivalenz erfahren, kann der Kindergarten mit klaren Regeln und fixem Tagesablauf im Gegenzug viel Struktur und Orientierung geben. Manche Kinder genießen diesen neuen, ihnen bisher unbekannten Ablauf. In, zugegebenermaßen eher seltenen Fällen, kann es sein, dass ein Kind sich wohler im Kindergarten als zu Hause fühlt. Manchen Kindern fehlen zu Hause liebevolle Begegnungen und die emotionale Verfügbarkeit der Eltern. Diese Kinder finden in einer kindgerechten, liebevollen, außerfamiliären Begleitung oftmals eine besonders wertvolle Ressource für ihr Leben.

Die Erweiterung der Kernfamilie durch Fremdbetreuung, spielt im Alltag vieler Familien eine bedeutsame Rolle. Da die meisten Familien, vor allem in städtischen Gebieten, kein Dorf mehr umgibt, welches Freud und Leid des ganz normalen Alltags mit Kind, mit ihnen trägt, kann die außerfamiliäre Betreuung eine große Unterstützung darstellen. Vorausgesetzt das Kind erfährt im Kindergarten Unterstützung, Zuneigung und ehrliches Interesse an seiner Person, stärkt diese Erfahrung sein Selbstbewusstsein, seinen Selbstwert und seine Offenheit.
Nach und nach wird es spüren, dass es immer und überall zeigen kann wie es ihm gerade geht…eine Erfahrung die jedem Menschen eine Wohltat ist.