Begriffe, wie “Trotzphase” und “Pubertät”, sollen Erwachsenen dabei helfen, die kindliche Entwicklung zu verstehen. Der Weg ins Erwachsenenleben ist für manche ziemlich aufregend und so sind die Entwicklungsphasen oftmals mit negativen Begriffen behaftet.

Wir haben so viele Krisen! Wirtschaftskrise, Flüchtlingskrise, Lernkrise, Ehekrise – irgendeine Krise braucht es eben. Ein neuer pädagogischer Begriff markiert den Abschnitt auf dem Weg zum Erwachsenwerden – die 6-Jahres-Krise (zwischen dem 5. und 7. Lebensjahr). Gehen wir den Krisen mal auf den Grund, es scheint nämlich so, als wären es die Erwachsenen, die aus allen Phasen des Erwachsenenwerdens eine Ausnahmesituation machen.

Trotzphase

Die Wutausbrüche ab dem zweiten Lebensjahr kennen wir alle aus dem Supermarkt, wenn schweißgebadete Mütter mit dem protestierenden Nachwuchs diskutieren. Situationen, in denen wir mit dem eigenen Willen unseres Kindes in Konflikt stehen, schreiben wir der kindlichen Trotzphase zu. Oder meint es etwa den Trotz der Erwachsenen? Die beschließen nämlich plötzlich, dass ihre Kinder alleine gehen müssen und nicht mehr getragen werden, oder das Kind sich selbst anziehen soll, also die Phase in der die Eltern viel deutlicher „Nein“ sagen? Sobald sich die Großen auf die Gefühle der Kinder einstellen und einen kühlen Kopf bewahren, scheinen die Anfälle, der sogenannte Trotz, nachzulassen.

Die 6-Jahres-Krise

Diese „Krise“ (gerne auch „Wackelzahn-Pubertät“ genannt) fasst zusammen, was für Ängste bei Kindern entstehen, die in die Schule kommen. Das ist ein großer Schritt, den wir Erwachsenen oft mit „Du musst das können, weil du jetzt ein Schulkind bist“ kommentieren und so die Unsicherheit der Heranwachsenden verstärken. Viele Kinder durchleben das Zähnewackeln nämlich gar nicht so freudig. Ängste kommen dabei auf, wie etwa jene, der Körper könnte auseinanderfallen. Hinzu kommt, dass der Eintritt in die Schule auch die Eintrittskarte in unser Leistungssystem ist, Kinder werden nun wettbewerbsorientierter und beginnen untereinander zu vergleichen. Der Übergang vom Kindergarten in die Schule sollte doch eine wundervolle Zeit sein, also lieber etwas Druck rausnehmen, Kinder sollen Kinder bleiben!

Die Pubertät

Eine spannende Zeit, in der die Hormone Achterbahn fahren und der Körper sich zunehmend verändert.  Die Pubertät verläuft in seltenen Fällen für alle Beteiligten ganz mild, denn viele Bald-Erwachsene machen ein heftiges Loslösen von der Welt der Eltern durch. Es scheint auch oft ein Konflikt zwischen dem „was man machen muss“ und „was man machen will“ zu bestehen.

Die Pubertät beginnt meist mit elf Jahren (plus/minus) und kann übrigens bis zu zehn Jahre andauern. Denn erst mit rund 20 Jahren geht die anstrengende Konflikt- und Kampfzeit ins Erwachsenenalter über, optimalerweise hat das Kind sich dann eben völlig losgelöst. Warum eigentlich ist man erst so spät wirklich erwachsen? Es liegt daran, dass bestimmte Partien des Gehirns, die für das planerische Denken und das langfristige Abschätzen von Konsequenzen zuständig sind, erst mit 21 bis 22 Jahren vollständig ausgereift sind.