Mitten in der Autonomiephase sieht auch so aus: Heute bin ich mir mit dem Kinderwagen über die nackten Zehen gefahren, einfach nur, weil ich zu erschöpft und resignierend war, auszuweichen. Das Leben mit einer Zweijährigen ist hart. Es gibt Tage, die beginnen und enden mit einem Wutanfall, dazwischen liegen ein paar sehr schöne und eine Menge unglaublich zermürbende Momente.

Derzeit ist fast jeder Tag so. Derzeit steht die Autonomiephase nämlich tagtäglich vor unserer Haustüre und verschafft sich Eintritt. Ob wir wollen oder nicht.

Schon klar!!!

Das Fernziel der Autonomiephase ist mir bekannt, doch dadurch ist sie nicht weniger anstrengend.
Mir ist vollkommen klar, dass es den meisten Eltern mit Kleinkind ähnlich geht. Mir ist auch klar, dass diese Phase nicht ewig dauern wird. Und natürlich weiß ich auch, dass die sogenannte Trotzphase, Autonomiephase oder wie auch immer man sie heutzutage nennen darf, eigentlich einem höheren Zweck dient. Unsere Tochter bezieht Stellung gegenüber ihren Eltern und ihrer nahen Umwelt und unterstreicht diese mit einem klaren und deutlichen „Nein“. Was heißt mit einem…ich denke es sind mehrere Hundert pro Tag. Das ist wunderbar. Denn nur dadurch, dass sie sich gegen ihre (sie aufopfernd liebenden Eltern) auflehnt, kann sie sich Schritt für Schritt abnabeln um selbstbewusst in die große weite Welt ziehen.

Anstrengend!!!

Alles wunderbar! Wären da nicht die limitierte Energie und die fehlenden Kapazitäten ihrer Eltern. Von Tag zu Tag spüre ich deutlicher, dass mein Zugang zu den spontanen, teilweise schizophren anmutenden, Launen meiner Tochter oftmals das Fass zum überlaufen bringt. Bin ich in meiner Mitte, fühle ich mich körperlich lebendig und mental entspannt, kann ich dieses wunderbare Gleichgewicht auch meinem Kind weitergeben. Die Folge davon ist nicht, dass unsere Madame dann seltener oder weniger intensiv auszuckt, es bedeutet nur, dass ich ihre Höhen und Tiefen viel gleichmütiger begleiten kann und sie dadurch weniger nachhaltig negativ auf mich einwirken. 
Schlafe ich schlecht, wie es heute Nacht der Fall war, fühle ich mich körperlich unwohl, so wie heute Morgen und/oder liegt ein Tag voller To Do’s vor mir, so wie es an einem arbeitsintensiven Tag wie an diesem ist, reißt mir schon vor dem Frühstück der sprichwörtliche Geduldsfaden.

via GIPHY

Hilfe!!!

Einerseits möchte ich meine Tochter zu jeder Tages- und Nachtzeit liebevoll und verständnisvoll begleiten, andererseits möchte ich manchmal einfach nur laut schreien. Das tue ich dann teilweise auch. Und ich fühle mich nicht einmal schlecht dabei.
Was mir in Situationen wie diesen hilft, um nicht weiter zu eskalieren, ist zum einen Abstand und zum anderen meine Mamacrew.
Ein Hauch von schlechtem Gewissen macht sich breit, wenn ich Töchterlein nach so einem ungemütlichen Morgen in den Kindergarten verschippere. Auf dem Weg dorthin überlege ich mir, wie das wohl Mütter schaffen, die ihre Kinder mit zweieinhalb noch nicht in Fremdbetreuung haben und rund um die Uhr mit ihrem Nachwuchs beisammen sind. Zum Glück komme ich, dank meiner Tochter, immer wieder zum selben Schluss. Nämlich genau dann, wenn ihre Laune von einer Sekunde auf die andere ins positive umschlägt und sie top gelaunt zur Kindergartentüre hinein spaziert.

“Mein Weg fühlt sich gut an”

Ganz egal, wie das die anderen Mamas machen, denke ich mir dann, mein Weg fühlt sich für mich gut an und scheinbar tut es das auch für meine Tochter. Vielleicht sind wir uns einfach zu ähnlich und genießen es, genau aus diesem Grund, beide ab und zu Luft von einander zu haben.
Meine Mamacrew ist mir bei all diesen Up‘s and Down‘s eine wahnsinnig wohltuende Stütze. Auch wenn unser Alltag teilweise unterschiedlicher nicht sein könnte, sitzen wir oftmals spürbar im selben Boot. Dieses Boot fährt an manchen Tagen auf unbekanntem Gewässer, Wind und Wetter beuteln es zeitweise so richtig durch. Ob mit Unterstützung per Telefon, Whatsapp oder von Angesicht zu Angesicht, ob mit Kleinkind in der Trotzphase, Säugling am wunden Nippel oder hyperaktivem Vorschulkind, es tut einfach gut, nicht alleine in Seenot zu geraten.

Wohin steuerst du, wenn dein Boot in den unendlichen Weiten des Familienalltags zu kentern droht?