Ich sitze in der Wiese an einen riesigen Baum gelehnt, meinen in die Jahre gekommenen Laptop auf die aufgestellten Knie gestellt und sehe meiner Tochter beim Schlafen zu während ich versuche konzentriert zu arbeiten.

Bisher war ihr Vormittagsschläfchen ziemlich verlässlich. Ich konnte fast die Uhr danach stellen. 10.00…erstes Gähnen…10.15…Zeit für eine frische Windel…10.30 gleichmäßiges, leises Schnarchen am Weg ins Träumeland. 10.35 fand ich mich dann immer am Esstisch wieder. Mit der einen Hand das Frühstücksgeschirr beschwingt zur Seite schiebend, während die zweite Hand den Computer startet und das Handy auf neue Mails checkt. Ich arbeite um Geld zu verdienen, ganz klar. Doch ich arbeite auch, weil es mir gut tut. Ich genieße meinen kalten Frühstückskaffee und freue mich ein Stündchen am Tag nicht „nur“ Mama zu sein.
Tja und vor ein paar Tagen war dann (hoffentlich nur vorrübergehend) Schluss damit. Kein Schläfchen untertags bedeutet für mich keine Zeit um meiner Arbeit nach zu gehen. Nur eine working mum weiß wie sich das Leben zwischen vollen Windeln und beruflichen Deadlines anfühlt. Der Stress im Kopf wird automatisch mehr wenn das Kind beschließt seinen Rhythmus zu ändern.

Ob nun freiberuflich überall und jederzeit oder aber zu einer fixen Uhrzeit tagtäglich, Mamas die arbeiten verdienen, meiner Meinung nach, den höchsten Respekt. Ich möchte damit keinesfalls den Einsatz von Mamas die bei ihren Kindern zu Hause bleiben oder Vätern die tagtäglich ihrer Arbeit nachgehen schmälern. Mir geht es nicht um Wertung, sondern vielmehr um Wertschätzung. Ich glaube, nein, seit der Geburt meines Kindes weiß ich, alle Eltern, ganz egal unter welchen Bedingungen, leisten unglaublich viel. Meine Sympathie hier und jetzt gilt aber eindeutig arbeitenden Müttern.

An alle Mamas da draußen die täglich Zeit mit ihrem Kind verbringen und im Hinterkopf ihre ToDos aus der Arbeit mitschleppen, ihr seid großartig.
An alle Mamas da draußen, die immer wieder unermüdlich und gewissenhaft ihrem Beruf nachgehen, auch wenn sie gedanklich eigentlich bei ihren Kinder sind, ich verstehe euch.
An alle Mamas da draußen, die versuchen nach der Karenz wieder Fuß im Job zu fassen und dabei trotzdem für ihre Familie da sein wollen, ich sehe euch.
An alle Mamas da draußen, die abends, wenn das Kind endlich schläft, den Wäscheberg dem Nichtstun vorziehen, ihr seid die wahren Helden des Alltags.

Während ich diese Zeilen schreibe, klopfe ich mir gedanklich selbst auf die Schulter. Bei einem Besuch im Tiergarten ist mein Laptop mit dabei. Macht mein Töchterlein die Augen zu, beginnt mein Arbeitstag, egal wo ich mich gerade aufhalte. Schläft meine Kleine morgens einmal länger, drehe ich mich in der Regel nicht noch einmal um, sondern nütze die Zeit um zu arbeiten. Ich arbeite sehr gerne, möchte aber die gemeinsame Zeit mit meiner noch sehr jungen Tochter nicht missen. Daher bleibt mir nichts anderes übrig als bei meiner Me-Time einzusparen.

Bist du eine Working Mum wie ich, ist das schlechte Gewissen vermutlich dein ständiger Begleiter. Den Spagat zwischen Job und Kind zu schaffen erscheint dir vielleicht an manchen Tagen unmöglich. Und trotzdem bekommst du es immer wieder hin. Dein Ziel ist es, deine Position im Arbeitsleben wieder zu erlangen oder nicht zu verlieren. Deine höchste Priorität ist es, dass du das so anstellst, dass dein Kind, dein Partner, Freunde und Familie, sowie der Haushalt nicht darunter leiden. Ein Ding der Unmöglichkeit. Frühmorgendliche Telefonate, hochpriorisierte Mails, abendliche Meetings und wichtige To Do‘s die einfach nicht Warten können, all das sind Tatsachen die für dein Kind nicht greifbar sind, dein Leben an manchen Tagen aber vollkommen auf den Kopf stellen. Wenn du es dabei schaffst nur ab und zu Ruhe zu bewahren, deine Balance wieder zu finden und nicht zu verzweifeln, kann sich dein Kind wirklich glücklich schätzen.

Ich arbeite meist nur während sie schläft oder am Wochenende, wenn ihr Papa zu Hause ist. Ich tue das nicht nur weil ich keine Chance hätte mich zu konzentrieren während sie an meinem Rockzipfel hängt, sondern auch weil ich noch viel Zeit mit ihr verbringen möchte bevor sie in den Kindergarten und später in die Schule geht. Sie wird nicht immer so klein sein. Sie wird ihre Mama nicht immer so sehr brauchen wie in ihren ersten Lebensjahren.
An manchen Tagen habe ich das Gefühl meiner Tochter nicht so wirklich gerecht zu werden. Ich versuche sie nebenbei zu bespaßen während ich in der Warteschleife hänge, ihr Mittagessen koche und innerlich den Tag verfluche. Manches kann einfach nicht warten.
Kinder von working momsmüssen zeitweise zurück stecken. Ich glaube trotzdem, dass es auch viele Vorteile für sie hat, wenn Mama wieder ins Berufsleben einsteigt. Wenn du eine Mama bist die es immer wieder auch genießt in die Arbeitswelt abseits vom Kinderchaos abzutauchen, wird dir dies vermutlich ein gutes Gefühl geben, dich entspannen und glücklich machen. In der Zeit in der du nicht bei deinem Kind bist, kannst du dich auch neben der Arbeit immer wieder auch um dich selbst kümmern. Ein Tapetenwechsel, das Gefühl auch wieder als Frau und nicht nur als Mama durch die Welt zu gehen und die Möglichkeit sich mit anderen Erwachsenen über Themen abseits von wunden Popos, Trotzanfällen und laufenden Nasen zu unterhalten, kann manchmal wirklich gut tun. Auch wenn dir dein Job Energie kostet und dich ermüdet, wirst du dich danach wieder mehr auf dein Kind freuen. Die gemeinsame Zeit wird in der Regel mehr und intensiver erlebt, wenn man weniger davon zur Verfügung hat.

Die Zehen meiner kleinen Madame bewegen sich. Das ist mein Zeichen dafür, dass sich mein heutiger Arbeitstag dem Ende zuneigt. Verschlafen blickt sie mich an. Ich bin müde aber zufrieden. Ausser, dass ich heute nicht meinen kalten Kaffee in meinem Esszimmerbüro genießen konnte, habe ich meine Arbeitsauszeit im Grünen sehr genossen. Neben meiner schlafenden Tochter und trotzdem gedanklich weit weg, konnte ich in Ruhe mein Tagessoll als working mum erfüllen. Jetzt freue ich mich wieder darauf den Rest des Nachmittages „nur“ Mama zu sein.