Es gab eine Zeit in der meine Tochter vom aufwachen bis zum schlafen gehen im Tragetuch fest eingekuschelt bei mir sein wollte. Es gab eine Zeit in der sie das Streicheln für sich entdeckt hat und jedem und allem eine Streicheleinheit verpasst hat, ob sie wollten oder nicht. Es gab eine Zeit in der sie den ganzen Tag und teilweise auch in der Nacht mit uns geplaudert und uns von ihrem Tag erzählt hat. Diese Zeit ist jetzt gerade.

Und so anstrengend es auch manchmal ist ihr ständig ein offenes Ohr zu leihen, auf den Punkt in ihren Sätzen zu warten und selbst kaum zu Wort zu kommen, eines Tages wird sie womöglich damit aufhören uns daran teilhaben zu lassen was sie so den lieben langen Tag beschäftigt. Dann werden wir uns wünschen, dass sie uns wieder einmal ihr Innerstes offenbart.
So sehr mein Rücken auch schmerzte, als ich sie gefühlt rund um die Uhr trug, so mühsam es auch an manchen Tagen war abzuwarten bis sie alles bestreichelt hatte, so schön ist es heute an diese Zeiten zurück zu denken. Währenddessen erscheinen kindliche Phasen nie enden wollend, danach gleicht die vergangene Zeit einem Wimpernschlag.


Nimm dir bewusst Zeit
Termine, Do To’s und Alltäglichkeiten, manchmal fehlt uns einfach schlicht weg die Zeit uns Zeit zu nehmen. Die momentanen Angewohnheiten und Entwicklungsschritte unserer Kinder, die im ersten Lebensjahr noch als besondere Events gefeiert werden, treten in den Jahren darauf langsam in den Hintergrund. Gut so, denn dann bleibt wieder mehr Zeit um alles zu regeln was gefühlt jahrelang liegen geblieben ist. Doch die Flut an Erledigungen reißt niemals ab und so vergehen die Jahre. Mache dir bewusst, dass dein Kind und du nur heute habt. Das gestern ist lang vorüber, das morgen liegt noch weit in der Ferne. Halte von Zeit zu Zeit bewusst inne um deinem Kind einfach mal wieder für einen Moment deine ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken. Kinder, die regelmäßig ein achtsames Wort, ein offenes Ohr und einen liebevollen Blick von ihren Eltern bekommen, erfahren was es bedeutet bedingungslos geliebt zu werden. Eltern die ihrem Kind immer wieder einmal ihre Aufmerksamkeit abseits von Handy, Fernseher und Co schenken, erkennen wer ihr Kind wirklich ist, was es alles kann und wie es sich gerade fühlt. Nimm dir bewusst Zeit. Zeit um Zeit zu haben. Zeit um zu erkennen was gerade wichtig ist.

Schraube deine Erwartungen zurück
Es ist ganz wunderbar wenn ihr alles was ihr euch für den heutigen Tag vorgenommen habt, schafft. An Tagen an denen es euch beiden/allen gut geht, ihr wohl auf seid und euch das gesamte  Universum wohl gesonnen ist, wird euch dies vermutlich auch gut gelingen. An allen anderen Tagen ist es erfahrungsgemäß eher unwahrscheinlich alles Geplante unter einen Hut zu bekommen. Eine volle Windel, ein Fleck auf der Kleidung, ein Wutanfall oder ein umgefallenes Glas. Das Leben mit Kindern ist in der Regel einfach nicht planbar. Verläuft ein Tag einmal anders als erwünscht, kann es hilfreich sein, wenn du deine Erwartungen zurück schraubst. Haushalt, Kleidung und der Menüplan müssen nicht immer perfekt sein. Ihr könnt auch einmal ein paar Minuten zu spät kommen oder ein Treffen ganz absagen. Nimm den Druck aus eurem Tagesplan raus und starte bewusst ein Kontraprogramm mit viel Zeit, Muße und Imperfektionismus. Deinem Kind und dir wird es gut tun zu verweilen anstelle zu hasten. An Tagen die einen schlicht weg überfordern, kann das Loslassen von allem Geplanten, wahre Wunder bewirken.

Weniger ist mehr
Erlebst du dich häufig als gestresst oder chaotisch, nimm dir einmal in der Woche die Zeit um auszumisten. Nicht den Kleiderschrank, sondern deinen Kalender. Im Zusammenleben mit Kindern ist weniger eindeutig mehr. Kinder genießen es zu Hause mit dem immer gleichen Spielzeug zu spielen. Sie finden ihre Ruhe darin stundenlang mit ein und demselben Gegenstand zu experimentieren. Was uns Erwachsenen oftmals langweilig erscheint, wie beispielsweise ein Buch zum x-ten Mal zu lesen oder ein Lied in Endlosschleife zu hören, erfüllt die Herzen unserer Kinder meist mit großer Freude. Gestehe es deinem Kind zu selbst zu wissen was es gerade möchte, was ihm Spaß macht und was nicht. Reduziere bewusst euer Wochenprogramm und schaffe so Platz für spontane Aktivitäten. Kinder leben steht’s im Hier und Jetzt. Indem wir ihre Tage mit Terminen und Events zupflastern, bleibt oftmals kein Platz für plötzliche Eingebungen und unvorhersehbare Ideen. Kreativität und Selbstfindung braucht Platz, räumlich wie zeitlich. Gestehe euch ein bisschen weniger zu. Früher oder später kannst du dadurch eventuell mit einem entspannteren Kind und mehr Zeit für dich selbst rechnen.

Wir wünschen dir viel Freude beim Verweilen und Genießen!